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Meine kleine Geschichte über das Lernen!

Der Lernismus (wenn es sowas geben würde) hält Einzug. Lernen hier – lernen da! Jede Menge ist über das Lernen in diversen Medien zu lesen und unzählige Begriffe (Agiles Lernen, Neues Lernen, Microlearning, Workplace learning, Lernen 4.0, ….) schwirren in diesem Zusammenhang umher. Für Unternehmen erscheint es zunehmend schwieriger, in diesem Dschungel die Orientierung zu behalten.


Da ich in der Vergangenheit des Öfteren gefragt wurde, was ich jetzt eigentlich beruflich mache und wofür lernism steht, schreibe ich diesen Beitrag. Es ist der Versuch Antworten zu liefern und step by step für etwas Klarheit zu sorgen.





Diesen Lernismus beobachte ich schon seit einiger Zeit. Ursache für die „neue“ Bedeutung von lernen im beruflichen Umfeld ist unsere heutige Welt, die sogenannte VUCA-Welt (volatil, unsicher, komplex, mehrdeutig). Die VUCA-Eigenschaften stellen uns Menschen und Organisationen vor neue Herausforderungen. Im Berufsalltag bleibt kein Stein auf dem anderen und wir alle spüren die enorme Schnelllebigkeit und/oder Unsicherheit. Wissen und Fähigkeiten, welche gestern noch unumgänglich waren, haben heute an Bedeutung verloren. Ganze Branchen befinden sich im Umbruch, Berufe verschwinden und neue entstehen. Vielfach wissen wir nicht, welche Fähigkeiten zukünftig benötigt werden.


Diesen Beobachtungen folge leistend, entstand lernism (abgeleitet vom Kunstwort Lernismus und einem sprachlichen Mix aus deutsch und englisch).


Mit lernism unterstütze ich Unternehmen bei der Bewältigung ihrer Herausforderungen. Ich gebe Orientierung in diesem Dschungel und begleite Unternehmen beim wirksamen Lernen, damit Menschen und Teams ihren Job besser - professioneller machen.

Lernen und die Fähigkeit zu lernen sind die Schlüsselkompetenzen der VUCA-Welt. Diese entscheiden über unseren zukünftigen Erfolg als Person aber auch als Organisation.

„Die Welt belohnt uns nicht mehr allein für das, was wir wissen – Google weiß ja schon alles –, sondern für das, was wir mit dem, was wir wissen, tun können.“ (OECD Lernkompass 2013)

Wofür Lernen und warum diese scheinbar neue Bedeutung von Lernen?


Lernen ist ein Prozess der Veränderung. Lernen bedeutet verändern - eine Veränderung unserer Meinung, Betrachtungsweisen oder unseres Wissens. Neurobiologisch betrachtet wachsen und verändern sich Nervenzellen durch und während des Lernens in unserem Gehirn.


In der Literatur sind unzählige Definitionen dafür zu finden. Ich verstehe darunter, das Zurechtfinden von Menschen und Organisationen an veränderte Situationen und Umwelten. Menschen beginnen zu lernen, wenn sie auf Probleme und Situationen stoßen, welche sie mit den ihnen zur Verfügung stehenden Fähigkeiten nicht lösen können. Sie begeben sich auf den Weg und suchen Lösungen.


Lernen an sich ist nicht neu. Ich vertrete den Standpunkt, dass das auch für die Bedeutung von lernen gilt. Unser ganzes Leben ist lernen und die Prozesse, die dabei in unserem Gehirn ablaufen, sind die gleichen geblieben.


Vielfach löst der Begriff lernen Erwartungen und Vorstellungen aus, welche teilweise aus unserer Schulzeit herführen oder wir denken umgehend an Seminare, Kurse oder Trainings.

Davon sollten wir uns lösen. Im beruflichen Umfeld muss Lernen neu gedacht und erfahrbar gemacht werden.


„Unser Hirn kann eines nicht, das ist: nicht lernen. Das ist völlig banal. Wenn Sie Lehrer sind, werden Sie sagen: „Das ist aber eine starke These. Ich habe jeden Morgen dreißig Gegenbeispiele vor mir!“ (Dr. Manfred Spitzer)

Etablierte Lernformate, wie diese vorwiegend in Unternehmen zur Anwendung kommen, werden den Anforderungen nicht gerecht. Umfragen belegen, dass nur ca. 15% der Personen neu Erlerntes anwenden oder umsetzen.


Dieser Umstand scheint mittlerweile auch in den Führungsebenen angekommen zu sein – lt. McKinsey sind dreiviertel der befragten Manager unzufrieden mit den Lern- und Entwicklungsmaßnahmen in ihren Unternehmen. Das Magazin managerSeminare widmet aktuell dem Thema neues Lernen eine ganze Ausgabe mit dem Titel „Agile Learning – Next Personalentwicklung“.


Neue Erkenntnisse und Technologien sorgen auch im Umfeld des Lernens für einen Umbruch. Vor diesem Hintergrund haben Lernen und Kompetenzentwicklung eine neue und noch stärkere Bedeutung erhalten.



Wann ist lernen wirksam?


Es gibt viele Wege, um sich neues Wissen und Können anzueignen. Ein Rezept für richtiges Lernen gibt es allerdings nicht. Lernen ist ein individueller und komplexer Vorgang im Gehirn, der weder angeordnet noch erzwungen werden kann. Hinzu kommt, dass wir Menschen uns nur ungern verändern. Loslassen fällt uns schwer und wir ziehen die Komfortzone der Unsicherheit vor.


Zeigt sich nun im Anschluss an eine Lernmaßnahme kein verändertes Verhalten, ist es wirkungslos. Der Status Quo bleibt erhalten. Der Erfolg (die Veränderung oder Anpassung) am Ende eines Lernprozesses kann nur durch einen Beobachter beurteilt werden (z. B. beim Sprechen einer erlernten Sprache).


Zusammenfassend lässt sich festhalten - Lernen ist kein Selbstläufer. Wir müssen dabei über unseren Schatten springen. Der Prozess ist mit Anstrengung verbunden, benötigt Zeit, Gelassenheit und am Ende muss eine Veränderung wahrnehmbar sein.


„Gehirne bekommen nichts vermittelt. Sie produzieren ihr Wissen selbst.“ (Dr. Manfred Spitzer)


lernism steht für wirksames lernen – was braucht es dazu?


Lernprozesse in Organisationen sollen Wirksamkeit erzeugen und nicht nur Kosten verursachen. Dies erreichen wir, indem wir Lernaufgaben mit den Aufgaben der beruflichen Praxis verbinden. Lernen und arbeiten gehört zusammen! Menschen lernen gemeinsam und zeitnah an den Aufgaben des beruflichen Alltags. Individuelles und organisationales Lernen erfolgen so in Kombination. Vergleichbar mit dem Erfolg einer Fußballmannschaft: dieser wird nicht ausschließlich durch individuelles Fitness- oder Techniktraining erreicht. Klar sind Fitness und Technik wesentliche Bausteine des Erfolgs, das Entwickeln einer Spielphilosophie, das Einstudieren von Standardsituationen sind es allerdings nicht weniger und funktionieren nur gemeinsam. Und am Ende muss jeder einzelne Spieler vom Team, dem Verein, der Spielphilosophie und den gemeinsam gesteckten Zielen überzeugt sein, um die maximale Leistung zu bringen. Dies sind die wesentlichen Bedingungen für den Erfolg.


Es braucht also mehr, als die Mitarbeiter in Seminare (oder einen Fußballer ins Fitnesscenter) zu stecken!


Wie bereits erwähnt, muss lernen erfahrbar sein – für jeden einzelnen und für alle gemeinsam. Auf dieser Basis arbeite ich mit lernism. Wir betrachten ihre Situation und definieren eine gemeinsame Zielrichtung - identifizieren die Aufgaben und zimmern ein (Lern) Gerüst herum. Anschließend verkleiden wir die Lernaufgabe in ein passendes Format.


An Aufgaben und Herausforderungen sollte es nicht fehlen?


Zum Schluss noch ein persönliche Anmerkung – „Lernen ist Vertrauenssache“ (Dr. Gerhard Roth). Vertrauen Sie sich selbst und haben Sie Vertrauen in ihr Umfeld, dass die Anpassung an das Neue gelingen wird und somit an die Fähigkeit zu lernen. Schaffen Sie ein vertrauensvolles Umfeld und eine Kultur des Lernens!





Quellen:


Harvard Business Review: Where Companies Go Wrong with Learning and Development?

Bernd Schmid: Kultur und Lernen in Organisationen (ISB Wiesloch)

Bernd Schmid: Was ist ein Organisations-Coaching?

Gerhard Roth: Wie funktioniert erfolgreiches Lernen?

Manfred Spitzer: Die neuesten Erkenntnisse der Psychologie und Gehirnforschung

N. Graf, D. Gramß, F. Edelkraut: Agiles Lernen – Neue Rollen, Kompetenzen und Methoden im Unternehmenskontext

J. Fölsing, A. Schmitz: New Work braucht New Learning – Eine Perspektivreise durch die Transformation unserer Organisations- und Lernwelten

I. Weinbauer-Heidel: Transferförderung in der betrieblichen Weiterbildungspraxis

OECD-Lernkompass 2013

managerSeminare: Agile Learning – Next Personalentwicklung




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